Es gibt Menschen, die behaupten, Privatfernsehen sei Volksverdummung. Ständig bekäme man Familien zu sehen, die für den achten Handyvertrag den Goldschmuck der Oma versetzten und bei der Erziehung ihrer Kinder nach dem Brüllaffen-Prinzip verführen. Dabei ist genau das Gegenteil der Fall, wie man erst gestern wieder beim RTL-Telekolleg Schwiegertochter gesucht begutachten konnte.
Beginnen wir mit einem exzellenten Tipp für alle diejenigen, die in Gegenden mit striktem Backverbot am Sonntag leben und dennoch nicht auf frische Brötchen verzichten mögen:

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Frisch von gestern lautet das Zauberwort, das hiermit auch gleich der Jury des deutschen Euphemismuspreises zur Berücksichtigung nahegelegt sein soll.
Auch der nächste Hinweis richtet sich vor allem an Menschen im ländlichen Raum, denen der Kabelanschluss bei der Legung der Drainage für das Nachbarhaus gekappt wurde, der Denkmalschutz eine Satellitenschüssel verbot und die trotz miserablen DVB-T-Empfangs nicht aufs Fernsehen verzichten mögen:
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Lassen Sie einfach die Großtante ein paar Kleinigkeiten bei QVC bestellen und stapeln die die dabei anfallenden Kisten kunstvoll auf dem Fernseher unter der Antenne. Alternativ könnte man natürlich auch die Dachisolierung aus Holzpaneelen entfernen – wobei man jedoch in Kauf nehmen müsste, dass das Schlafzimmer nun in Hinsicht auf die Gestaltung des Innenraums nicht mehr zum Partykeller passte.
Dem unsicheren jungen Mann, der seine Halbglatze bislang unter Resthaar und seine Kreativlosigkeit hinter Kratzbildern zu verbergen wusste, zeigte die Sendung, wie man sich mit nur einem Cocktail ein männliches Accessoire namens Schnurrbart gönnt:

Und
Und wer demnächst befreundete Pärchen zu einem Spieleabend erwartet, dem wurde schrittweise die Erstellung eines Mettigels nahegebracht. Was ich hier kurz wie folgt nacherzählen möchte:
Nehmen sie einen riesigen Batzen rohes Fleisch, gerne mit viel Fett, dann sieht der Igel später lustig marmoriert aus. Patschen Sie so lange darauf herum, bis sich eine längliche Form ergibt und beginnen Sie dann mit der Stilisierung der Öhrchen:
Das sieht schonmal sehr appetitlich aus, ist aber noch zu steigern durch den Einsatz grob geschnittener Zwiebelstücke. Pieksen Sie diese möglichst lieblos in den Körper des Igels, dem Sie zuvor mit etwas wenig Geschick eine Art Gesicht geformt haben.
Zum Abschluss stopfen Sie dem Tier die Zwiebelreste in den Mund und verpassen ihm mit Hilfe wehrloser Oliven zwei Knopfaugen. Fertig ist der Mettigel, der nicht nur der kulinarische Höhepunkt einer jeder Party zu werden verspricht, sondern einem auch ein großes Hallo beim nächsten Weight-Watchers-Treffen sichert.
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Falls Sie sich nun fragen, wo man sich solches Fachwissen außerhalb des Fernsehens aneignen darf, dem empfehle ich die entsprechende Bettlektüre. Wie’s geht, auch das lehrt uns Schwiegertochter gesucht:
Die komplette Staffel erscheint sicher bald auf DVD und sollte in keiner Schultüte fehlen.




21. September 2010
Sehr hübsch, aber „frisch von gestern“ kann den deutschen Euphemismuspreis nicht gewinnen, denn der geht in diesem Jahr schon an das Zauberwort „Telekolleg“, weil im Zusammenhang mit einer RTL-Sendung gebraucht.
BTW 1: Habe ich da eine Spur Sarkasmus in der Beschreibung der Erstellung eines Mettigels herausgelesen? 😉
BTW 2: Übersteht man das Anschauen einer solchen Sendung ohne bleibende Schäden?
3. Oktober 2010
— There is no cute mettigel. —
Google Bildersuche „mettigel“
6. Oktober 2010
Herrlich! Toller Beitrag zu so einer trashigen Serie!
Gruß,
Jens