Ich bin kein Freund von T-Shirts mit Text-Aufdruck. Ich möchte nicht wissen, dass dieses lausige T-Shirt das einzige war, das die Eltern einem aus dem Urlaub mitgebracht haben, dass der T-Shirt-Träger 30 ist und über die Straße getragen werden mag oder dass mein Nachbar Fan des FC Bayern München ist. Das Leben ist hart genug, da muss man es den Mitmenschen nicht auch noch mit solchen Bekundungen zusätzlich schwer machen.
Eliane Muller sieht das etwas anders. Für alle diejenigen, die nicht so gerne Koch-Castingshows sehen wie ich: Eliane, das ist eine der Kandidaten der Show „Deutschlands Meisterkoch“, die frisch Sendeplatzverlegt am Samstag um 18.30 Uhr bei Sat 1 läuft.
Die 30jährige Hamburgerin bekleidet im wahren Leben die schöne Position des Account Directors, mag deftige Küche mit neuen Einflüssen und am liebsten T-Shirts mit nur einem immer wiederkehrenden Motiv:
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Und jetzt noch mal in Großaufnahme:
Die Eliane hat also ein Herz für KR. Das mag natürlich ihr Freund sein (Der in diesem Fall hoffentlich peinlich berührt ist darob dieser penetranten Öffentlichmachung privater Angelegenheiten). Oder auch einer Vorliebe für den Remscheider Hauptbahnhof Ausdruck verleihen, den die Bahn mit KR abzukürzen beliebt. Oder einer Liebesbekundung für das chemische Element Krypton im Speziellen oder Kommerzienräte im Allgemeinen entsprechen. Oder es zeigt einfach, dass die – Moment, ist das nicht ein Begriff aus der Werbung – Account Direktorin ihr Handwerk versteht. Welches sie bei Xing unter anderem mit Guerilla-Werbung umschreibt:
Zurzeit beschäftigt ist sie übrigens bei der Hamburger Agentur Kolle Rebbe. Was sicherlich ein totaler Zufall ist, Kolle-Rebbe, KR, Guerilla-Taktiken, Sie verstehen schon.
Ist das überhaupt relevant? Schließlich kennzeichnet Sat 1 die Sendung sogar artig als unterstützt mit Product-Placement. Das in dieser Form vermutlich eh niemand versteht. Dennoch finde ich es merkwürdig, wie sorgsam sich Frau Muller mit I-heart-T-Shirts in allen denkbaren Farben eingedeckt hat. Und dass keiner ihrer Mitkandidaten sie darauf hinweist, dass sie damit aussieht wir ein Trekkingsandalen-besohlter Tourist nach einem Zwischenstopp in Krefeld.
Vielleicht hat sie einfach nur eine Wette verloren. Vielleicht ist das aber auch die neuste Form des Embedded Advertisers. Wenn die Dame beginnt, beim Kochen mit den Zutaten Bionade und Tequila zu experimentieren, sollten wir uns Gedanken machen.
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Nachtrag (29.09., 10:15 Uhr):
Eliane Muller hat nicht nur kommentiert (als 22., wer es nachlesen mag), sondern mir auch eine E-Mail geschrieben. Mit einem Link zu diesem Beitrag. Darin heißt es, dass Sie für die Sendung den Job gekündigt hat. Aber jederzeit auch wieder einsteigen darf. Ich habe Sie nun gebeten, noch mal genau zu erklären, was es mit dem T-Shirt auf sich hat. Und bin gespannt, ob und was sie dazu sagt.
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Nachtrag (29.09., 11:20 Uhr):
Das ging schnell. Hier die versprochene Antwort der T-Shirt-Trägerin:
„Die Shirts waren einfach als Glücksbringer meiner Kollegen gedacht. Vielleicht mit einem klitzekleinen Hintergedanken. Hat ja ganz offensichtlich gewirkt.“
Wenn tatsächlich schon die Shirts die Guerilla-Taktik waren, muss man vor der Werbebranche vielleicht doch nicht so viel Angst haben.
27. September 2010
Werber sind Schaumschläger. Für sie ist jede Zeit Werbezeit. Jeder Auftritt eine Verkaufsmöglichkeit. Jedes Stückchen Stoff geeignet für ein Logo.
Interessanterweise denken E und KR gar nicht daran, dass dieses urälteste aller uralten T-Shirts die Grundkompetenz der heimlichst beworbenen Agenturmarke schwer in Zweifel zieht: Kreativität und Einfallsreichtum.
28. September 2010
Ohne den Blogpost würde wohl niemand wissen, was KR sein soll. Also Glückwunsch zur initialen Verbreitung der Werbung.
28. September 2010
rudi hat Recht und war schneller. 🙂
Erstens kuckt man sowas gar nicht und zweiten denkt man dann nicht über T-Shirts nach.
„Trekkingsandalen-besohlter Tourist nach einem Zwischenstopp in Krefeld“?
Ich war noch nie in Krefeld und weiß nicht wie man sich da kleidet, aber auf dem Foto hat die Frau Flipflops an. Da müssen wir das nächste mal aber besser recherchieren. 😉
28. September 2010
@Tom
KR, Krefeld, Autokennzeichen, Sie verstehen schon. Aber ich erkläre es natürlich auch immer noch mal gerne.
28. September 2010
KR. Großartig.
KR kann alles bedeuten.
Einen Rückschluss auf eine Agentur/Marke zu ziehen, fällt nur Journalisten (mit zuviel Freizeit) ein.
Die Arbeit, die in in diesen Artikel vergeudet wurde, pusht die Marke KR, wie von „rudi“ beschrieben, statt journalistisch auf einen Mißstand hinzuweisen.
Oder ist der Autor gar von KR angeheuert worden?
Diese gerissenen Schaumschläger von Werbern.
Guerilla Marketing 2.0, erst platzieren wir einen Mitarbeiter im TV mit einem Shirt, auf dem unser Agenturkürzel steht.
Dann fingieren wir einen gelangeweilten Autor, der sich im Web darüber aufregt, obwohl das Shirt wahrscheinlich nur 10% der Zuschauer überhaupt aufgefallen ist und von 0,01% gegooglet wurde, was KR überhaupt bedeuten könnte (Ein hoch auf den Autor dieses Artikels an dieser Stelle, „Kommerzienräte“ … gerade Fontane gelesen?).
Schlussendlich holen wir uns noch einen großen deutschen Blog ins Boot der die Seite des Autors verlinkt (bildblog.de).
Und schon nehmen, statt der ca. 3 Leute (entspr. der geschätzten 0,01%) mehrere 1.000 Leute, die wie ich täglich gerne die „6 vor 9“-Links durchgehen, die Marke KR wahr.
Tatsache, Guerilla Marketing 2.0, von euch kann ich noch lernen.
28. September 2010
@Werber
Und auch für Sie gerne noch mal der Hinweis, dass ich nicht das T-Shirt an sich für eine besondern gute Werbung halte. Aber die Dame hat nun mal gerade eine gewisse Sendezeit im Fernsehen, ganz umsonst. Was vielleicht nur eine paranoide Journalistin komisch findet. Und vielleicht wirklich nichts zu bedeuten hat. Aber warum trägt sie dann immer dieses Shirt?
28. September 2010
I heart korea!
28. September 2010
und schon wieder 7 minuten meines lebens verplempert. danke!
28. September 2010
Du hast 7 min gebraucht um das zu lesen ? inkl. der Kommentare ?!
28. September 2010
zumindest gefühlte 7 minuten, inkl. intensiver reflektion. ist das zu lang? (omg, jetzt sinds schon 9)
28. September 2010
ich kaufe ein x und verkaufe ein kt. (10)
28. September 2010
@werber Kritik mit Paranoia beantworten und das Ganze als Obercheckung metaperspektivischen Ausmaßes („Ihr steckt doch alle unter einer Decke!“) zu verkaufen, ist erstens langweilig und zweitens banal. Zu veröffentlichen heißt, Aufmerksamkeit erringen zu wollen. Ob dass die Werbeagentin mit einem Herz für die Konsumgüterindustrie ist, die sich per Oberbekleidung ach-so-ironisch zum Lebensmodell „Hirnvermietung“ bekennt oder die Journalistin, die jene Art der Selbstvermarktung als etwas plump kritisiert: Natürlich spielt sich das in medialen Kontexten ab. Und ohne Kackhaufen gäbs nun mal keine Fliegen. Dementspechend ist so viel dreiste Doofheit der Aushilfsguerilla schon toll für die Journalisten: Erleichtert die Arbeit, macht sie aber nicht überflüssig.
28. September 2010
Das ist doch ganz amüsant. Kein zweites Watergate, aber amüsant doch allemal.
28. September 2010
@Werber: Wie paranoid kann man sein?
28. September 2010
„Embedded Advertising”. Schöne Wortschöpfung. Gut geschrieben. Kochshows verstoßen eigentlich gegen die Genfer Menschenrechtskonvention und werden von einem dubiosen weltumspannenden Netzwerk gesponsert, um uns zu zermürben.
28. September 2010
Du guckst Kochshows in Sat1 und beschwerst dich über T-Shirt-Aufdrucke? Ts ts ts, die Privatfernsehgucker werden immer wunderlicher.
Psst: Hat Frau I-love-KR der Veröffentlichung ihres Profil-Fotos zugestimmt?
28. September 2010
Kenne zwar das TV-Format nicht, aber der Druck auf austauschbare Werber in großen Agenturen ist hart. Insofern habe ich mit der Dame eher Mitleid, da sie, wie viele andere der Zunft, dazu verdammt ist ihren Arbeitgeber täglich rektal heimzusuchen. Eine Vertragsverlängerung um 6 Monate ist ihr so auf jeden Fall sicher. Das ist auch gut so, wir haben schließlich genug Arbeitslose in Deutschland.
28. September 2010
irgendwie habt ihr alle einen schuss.
oder einfach nur zuviel zeit
28. September 2010
@werber Klingt plausibel, also die Mutmaßung des Seelenverkaufs über die Brustbeschriftung. Aber schon faszinierend, dass nicht das Gleiche mit x-beliebigen Kandidaten in x-beliebigen anderen reality-Formaten passiert oder früher passiert ist. Man stelle sich vor, Jürgen Milsky, der im „I Herz FRD“-Shirt Zlatkos Schulenglisch prüft. Vielleicht ist doch was dran am Viralverdacht.
28. September 2010
@juliane:
bitte meinen Kommentar nochmal lesen. ich fragte nicht, wie man von KR auf Krefeld kommt. das war mir schon klar. mein Blick war auch die Flipflops gerichtet. aber ich erklär es gern auch nochmal.
wir sind uns aber schon einige, dass der Artikel nichts mit Journalismus zu tun hat, oder? 😉
28. September 2010
Interessante, ja fast schon humorvolle (aber nur fast!) Kundenkombi unter „Ich biete…“.
29. September 2010
Ich könnte mit diesem „Wer-keine-Ahnung-hat“-Satz beginnen, mach ich aber nicht.
1. Ich war dort, um zu kochen und nicht zum Schaulaufen, um mich anschließend der modischen Beurteilungen meines Outfits zu stellen.
2. Kolle Rebbe hat mich ohne zu zögern flexibel freigestellt, damit ich versuchen kann, meinen Traum vom Kochen zu realisieren und mich unterstützt, wo es nur ging.
3. Mein Vertrag wurde nicht verlängert. Ganz im Gegenteil: ich erhielt die Möglichkeit, fristlos zu kündigen, um jetzt weiter meinen Traum vom Kochen zu verfolgen.
4. Nicht nur diverse Shirts (sieben, um genau zu sein), sondern auch viele Produkte der DELI GARAGE wurden mir als zusätzliche gustatorische Belastung aufgezwungen: herrliche Weine, hochwertige Olivenöle, stimmungshebende Wodkamischungen, aromatische Honigsorten, innovative Esslacke – alles das musste ich verzehren. Ich bin wirklich eine Wurst. Eine ganz arme.
5. . Ich wurde fürs Tragen der Shirts nicht bezahlt. Stefan + Stephan – wieviel habt Ihr Frollein Wiedemeier für diesen Beitrag gezahlt? Ich hätte gern das Gleiche.
29. September 2010
Ach ja: mein xing Profil werde ich aktualisieren.
Herzlichen dank für die umsichtige Recherche.
29. September 2010
Ein Shirt mit „I Herz Wodkamischungen“ hätt wohl für mehr Konsens in der Zielgruppe gesorgt.
@T-Shirt-Trägerin Die Logik deines Vorgehens aus deiner Sicht grundlose Verdächtigungen mit ebensolchen („Was habt ihr Frollein Wiedemeier gezahlt?“) zu kontern, erschließt sich mir nicht. Sind das die Dämpfe vom T-Shirt-Druck? Wie auch immer. Viel Freude beim Kochen, on- und offscreen.
Esslack ahoi!
29. September 2010
@die t-shirt-trägerin
Es hat mich sehr erfreut, in den Kommentaren auch einen von Ihnen zu lesen bzw. fast schon eine Stellungnahme. Allerdings haben Sie (oder bin ich einfach nur blind?) noch immer nicht geklärt, wofür das KR denn nun eigentlich steht? Oder muss ich Ihren Punkt 4 so verstehen, dass das T-Shirt vom Fernsehsender vorgegeben wurde und nur zufällig die Initialen KR beinhaltet? Aber warum schreiben sie dann nochmal explizit im Punkt 5, dass Sie für das Tragen des T-Shirts nicht bezahlt wurden bzw. warum sollten Sie von Stefan und Stephan dafür bezahlt werden, wenn es doch vom Fernsehsender aufgezwungen war? Also doch Werbung für die Firma?
29. September 2010
@die eine: s-e-h-r guter vorschlag! ich bin immer offen für neue ideen für meine zahlreichen werbeshirts. ich denke seit längerem auch über das bedrucken von dezenteren werbeflächen nach – vielleicht haargummis?
@andreas: nein, nicht vom sender. von stefan und stephan. aber werbung? ich habe gedacht, es seien geschenke. die welt ist schlecht.
29. September 2010
Was ist das für ein putziger Blog? Habt ihr alle keinen Sex mehr?
29. September 2010
Nun lasst die arme Dame doch kochen! Oder soll sie ihr T-Shirt etwa ausziehen? Mein Vorname wird im Übrigen mit „C“ geschrieben, nicht mit „K“.
29. September 2010
„I Herz my Arbeitgeber“-T-Shirts als Glücksbringer tragen, im Frühstücksfernsehen den Ex-Chef drücken, aber in der Sendung erklären: „Ich bin seit 10 Jahren in der Werbung und will da raus.“ Unglaublich konsequent, ja.
29. September 2010
und genau deshalb kann ich euch allen sagen =
Das war Absicht und wohl überlegt oder warum wurden Bilder davon gemacht ?
Einen kurzen Satz an die T`shirt Trägerin =>>>
Wer im Glashaus sitzt sollte nicht mit Steinen werfen.
Bezüglich versteckter Werbung oder Produktplazierung =>>>
Andreas wirbt auch von Anbeginn der Sendung für sein eigenes Unternehmen. Ist auch T`shirtträger.
Haargummiwerbung ???
Aber nicht in den Haaren von der T`shirtträgerin
29. September 2010
@Peer: Konsequenz zählt nicht zu meinen größten stärken. In diesem Fall ist es wohl eher Dankbarkeit, dass kr mich unterstützt hat, obwohl bald sicher war, dass ich nicht zurückkehren werde. Ob du es glaubst, oder nicht: „die“ stehen hinter mir.
@ich wR auch dabei:
29. September 2010
(Fortsetzung)
Die Fotos sind vom setfotografen, du Eimer.
29. September 2010
Oder (in Anbetracht der Auflösung) wohl eher Screenshots.
29. September 2010
Ach ja, das wollte ich noch schreiben: Die Fotos sind alles Screenshots.
29. September 2010
Hm, verstehe ich das alles richtig?
1. Juliane „deckt“ auf: Kochshow-Protagonistin (nennt sich „t-shirt-trägerin“) macht („versteckt“ auf ihrer Brust) Werbung.
2. Darüber regt sich irgendwie keiner auf und die Diskussion verläuft im Sande.
3. Kochshow-Protagonistin meldet sich mit wirren Einzelheiten ihres Arbeitsvertrages zu Wort.
4. Es folgt ein skurriles Hin und Her über Haargummis, Inkonsequenz und Wodkamischungen.
5. Soweit richtig?
6. Ich bin verwirrt: Was soll das? Kochshow-Protagonistin empfindet offenbar tiefe Dankbarkeit gegenüber ihrem ehemaligen (und zukünftigen) Arbeitgeber und möchte dies über ihrem Herzen zum Ausdruck bringen – wobei sie bisher gar nicht bestätigt hat, dass es sich bei dem abstrusen Kürzel um Werbung für ihre ehemalige (und zukünftige) Agentur handelt. Und was ist auch dabei? „Deutschlands Meisterkoch“ guckt mittlerweile kaum noch jemand, kein durchschnittlicher SAT1-Zuschauer kennt KR (und wenn würde er an ARBEITSagentur und nicht WERBEagentur denken und unsere Kochshow-Protagonistin bruzzelt demnächst wieder als Etat-Direktorin am Samstag zu Hause für die netten Kollegen. Im T-Shirt natürlich. 🙂
1. Oktober 2010
Frau Wiedemeier,
wenn sie es mal in den Spiegel, die Zeit oder FAZ schaffen wollen, müssen sie darauf achten, das sie nicht so große Skandale wie diesen hier aufdecken. Medien stecken unter einer Decke und dieser Artikel hier würde deshalb nicht gedruckt. Sowas bringt niemand, da traut sich kein Chefredakteur ran.
Ihnen als investigative Journalistin sollte auch bewusst sein: die Welt braucht derzeit nicht noch mehr Leid, Skandale, Katastrophen. Nach 9/11, der Wirtschaftskrise, Korruptionsgeschichten, Bankdaten-CDs, nach Haiti und Tsunami – jetzt noch die KR-Affäre? Das hält niemand aus.
1. Oktober 2010
@Ha-ha-ha
Das erklärt natürlich einiges. Hi hi hi.
1. Oktober 2010
Ihre Argumente sind durchaus schlagkräftig. Aus ihnen wird mal was, wenn sie weniger Zeit haben, um auf T-Shirts zu achten.
Und witzig sind sie auch. Also: durchstarten! Wir brauchen dringend gute Journalisten in diesem unserem Lande.
7. November 2010
da les ich mir den ganzen quark hier durch und dann sooo eine unglaubliche story. wtf???? interessiert doch keine sau sowas?!